Hallo Buchmesse! Der Messewahnsinn kann beginnen. Mit einem guten Frühstück, leichtem Reisegepäck und vielen Edding-Kreuzen am Messe-Veranstaltungskalender kann uns der graue Freitag nichts anhaben. Wer sich vorab schon ein Ticket besorgt hat, kann wie wir an diesem Morgen mit der Straßenbahn zum Messegelände fahren. „Ich sags dir: Lieber schlecht gesessen, als gut gestanden!“. Es ist wie jedes Jahr: Man muss erstmal richtig ankommen. Denn allein der Gang durch die Glashalle vereinnahmt einen durch die vielen Geräusche und Anblicke. Überall laufen Menschen, manche schlendern, manche rennen hektisch durch die Massen. Andere bleiben zum Fotografieren stehen und ein paar von ihnen laufen schon zum zweiten Mal vorbei. Wir haben keinen vorgegebenen Plan wie wir durch die Hallen laufen und beginnen wahllos mit Halle 3. „Das fühlt sich komisch an. Denn eigentlich ist die Halle 3 mit seinem Hörbuch-Forum, der Antiquariatsmesse und den Grafik- und Druckwerkstätten immer die letzte Anlaufstelle. Dann lieber zuerst die Lieblingshalle 5 mit all ihren Belletristik- und Sachbuch-Verlagen, der Leseinsel für „Junge Verlage“, den Kunstbüchern, der Bloggerlounge und den Ständen aller buchwissenschaftlichen Universitäten. Es ist ein gutes Gefühl, diesmal auch auf der anderen Seite zu stehen und das Wochenende ohne Termine als Gast genießen zu dürfen. Was uns dieses Jahr absolut ins Auge gefallen ist: Die Buchcover werden immer schöner – besonders bei den jungen „Independent-Verlagen“. „Ich würde mir jedes Buch allein schon kaufen wollen, weil mir das Cover gefällt“. In immer wieder kurzen Abständen bleiben wir stehen, sehen uns um, hören zu, belauschen Gespräche, lassen uns für Büchertitel vormerken, versuchen mit großen Augen die vielen Kleinigkeiten der Verlagsstände wahrzunehmen und lesen jede Menge Klappentexte. „Sind wir hier nicht schon vorbeigelaufen?“ „Keine Ahnung. Das kommt mir aber noch nicht bekannt vor“. Selbst nach knapp acht Stunden auf dem Messegelände schmerzen uns immer noch nicht die Füße, weil wir einfach wirklich alles sehen wollen. Nach vielen bekannten Gesichtern, fröhlichen Wiedersehen mit Menschen, die einen vor Jahren begleitet haben, einer traditionellen Calippo-Pause in der Glashalle, einem Kaffeebecher-Zusammenstoß und guten Gesprächsrunden wird es Zeit für die Manga-Comic-Convention. Dass man dort ein paar verrückt gekleidete Teenager anfindet, die sich ihre eigene kleine Welt erschaffen, ist keine Neuigkeit – aber gerade deswegen macht die Halle jedes Jahr wieder Spaß. Einfach, weil es ein bisschen an früher erinnert, weil Sailor Moon niemals uncool wird, weil viele Kostüme richtig gut umgesetzt werden, weil die Halle längst nicht mehr nur Comic-Verlage, Zeichner und Fans repräsentiert, sondern streckenweise in einen kompletten Manga-Shop verwandelt wird und, weil Plüsch-Lamas einfach echt niedlich sind. „Gott, wenn ich hier nicht bald aus der Halle verschwinde, kauf ich mir noch eins. Guck mal! Das trägt sogar ein Hütchen!“. Kurz vor Messeschluss beenden wir unseren Spaziergang. „Ich wette, man verpasst trotzdem die richtig interessanten Sachen. Egal, wie viel man sich an einem Tag vornimmt. Aber man wird das niemals erfahren“. Das ist das Geheimnis der Buchmesse – man muss sich nicht unbedingt feste Termine vornehmen, sondern stolpert von ganz allein in die richtige Richtung. Unsere Highlights von diesem Freitag: Sibylle Berg, Gregor Gysi und Friedrich Schorlemmer, Markus Wieland und die „Geschichten aus dem Mumintal“ in einer szenischen Lesung, phantasieanregende Kinderspiele, zippige Wortwechsel mit den Damen der Spiegelburg, Bucherfolge bei Hoffmann & Campe, das erste Calippo-Eis in diesem Jahr plus die Langnese-Eisverkäufer (like ice in the sunshine!), Plüsch-Lamas mit bunten Hüten, Gewinnspiele bei der Bundeszentrale für politische Aufklärung („Denk dran: Wenn du gewinnst, müssen wir den sperrigen Scheiß nach Hause tragen“. „Mist, jetzt haben wir beide gewonnen!“), kostenloser Kaffee, lustige Gespräche an den Informationstheken („Für wen arbeiten Sie?“ „Für mich selber, danke“.) und die Gläser Wein im Abendlicht zum Abschluss vor dem Blauen Sofa. Herrlich! So stell ich mir einen schönen ersten Tag auf der Buchmesse vor! Am Sonntag wird sich dann für eine neue Frühlingslektüre entschieden. Mit einem Grinsen im Gesicht und leichtem Gang verlassen wir die Glashalle in Richtung S-Bahn. Denn, wenn die Messe endet, beginnen die Abendveranstaltungen in der Stadt…
& jetzt heißt es erstmal: Feierabend. Morgen ist auch noch ein Tag.
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