Endlich Sonntag. Endlich wieder die neue Rubrik. Für diese Texte sollte man sich eine Tasse Tee kochen und Zeit nehmen. Mädchen und Jungen im besten Alter, Mitte 20, schreiben ihre kleine Geschichten und Erfahrungen. Alles für die Liebe. Wir sitzen immer wieder zusammen und erzählen, tratschen, diskutieren, klopfen uns auf die Schultern, werden manchmal laut, halten Hände, träumen mit, ermutigen und schmunzeln. Worüber man eigentlich die meiste Zeit redet? Es sind immer die Herzensangelegenheiten. Manchmal frisst uns dieses ganze Gerede über Liebe und Glücklichsein auf. Wir sehnen uns. Wir teilen die Welt in: Vergeben und Single. Wir verlieben uns. Wir erleben Abenteuer. Wir machen Dinge, die man besser nicht machen sollte. Am besten gleich doppelt. Wir lachen mit. Wir sind traurig. Wir runzeln mit der Stirn und hinterfragen uns: Würde man selbst auch soweit gehen oder wie würde man in dieser Situation handeln? Es kann unglaublich spannend sein von diesen persönlichen und ehrlichen Gedanken zu lesen. Ich will diese sammeln. Aus den verschiedensten Städten und Perspektiven. Was bewegt dich? In erster Linie bat ich liebe Menschen aus meinem Umfeld aufzuschreiben, was für sie Herzensangelegenheiten waren oder immer noch sind. Die Absicht dahinter wirkt: “Du hattest Recht. Es hatte einen kleinen therapeutischen Effekt. Das hätte ich nicht gedacht”. Alle Texte bleiben anonym und zeigen nur einen Gefühlszustand zum Zeitpunkt des Schreibens. Möchtest du auch ein Gastautor in dieser Rubrik werden, dann schreib an: liebesbrief@annabelle-sagt.de. Es folgt eine…
„Um manche Dinge kommt man einfach nicht herum. So geht es mir im Moment mit dem Satz: ‚Der richtige Partner kommt dann, wenn du aufhörst zu suchen.‘ Kennste? Mh ja, dachte ich mir. Ich lese solche Ratschläge in Artikeln von ‚Zeit Online‘, oder bei den Mädels von ‚im Gegenteil‘ … oder manchmal, da liked dieses eine Mädchen, das ich schon seit Wochen auf Facebook muten will, mal wieder eines dieser Fotos von ‚Faktastisch‘ mit einer superfrechen und superklugen Quote drauf: ‚90% der Menschen verlieben sich, wenn…‘ zzZzzzZzzz. Sorry, kurz eingepennt.
Es wimmelt also quasi überall davon. Ich stoße irgendwie immer wieder darauf! Aber ganz ehrlich: Von wem kann denn so ein Rat kommen? Wahrscheinlich nur von einer jungen Frau, die in einer zuckersüßen Beziehung steckt. Ich gebe mir schon Mühe, dass nicht mein ganzer Tag für Partnersuche drauf geht. So sehr interessiert mich diese Suche auch gar nicht. Da habt ihrs, sowas bringt leider ein bisschen Leidenschaftslosigkeit mit sich, weil man sich selber so runter fährt, so superrational und abgeklärt wird. Eigentlich etwas, dass ich nicht mag. Aber irgendwie ist das Selbstschutz, ich will mir meine Leidenschaft für jemand aufheben, der es auch wert ist und sie nicht an irgendwelche random-Boys vergeuden. Deswegen habe ich auch nicht andauernd irgendwelche Dates, ich erlebe so einen Marathon nicht und habe da auch nichts verpasst.
Aber dennoch ertappe ich mich immer wieder mal dabei, wie ich doch suche. Wenn auch nur unbewusst und wohlmöglich unterschwellig. Zum Beispiel war ich am Wochenende bei einem Geburtstag eines sehr guten Freundes. In der Runde waren mir alle bekannt, bis auf einen. Und ZACK hoffte ich schon im Voraus, dass das ein cooler Typ ist, mit dem man sich gut unterhalten kann und der auch optisch was hergibt und so weiter. Aber leider hat sich dieser Alex bereits um 22 Uhr so aus dem Leben geschossen mit Kirsch, dass er anfing rumzutätscheln und zu lallen und einfach unerträglich wurde. Und dann war da noch was: Vermutlich hat er mal eine gewisse Zeit an einem Ort verbracht, wo surfen zum Alltag gehört. Denn Alex trug so eine Kette mit einem Haifischzahn. Ehrlich… Ketten mit Haifischzähnen? Sorry, da geht meine Flamme aus.
Eine andere Möglichkeit gezwungenermaßen neue Leute kennenzulernen (obwohl man ja nicht suchen soll) ist ebay Kleinanzeigen. Ohja! Ich kaufe und verkaufe da relativ regelmäßig, weil ich das Prinzip fetzig finde. Dinge, die für mich Müll sind, sind für andere was ganz Tolles! Also wenn es dazu kommt, dass ich kaufe oder verkaufe und der Verkäufer/Käufer männlich ist, dann schießt mir Amor direkt seinen Pfeil quer durchs Hirn und ich hoffe heimlich, dass ich auf einen interessanten, intelligenten und attraktiven Mann treffe. Ist bisher noch nicht passiert. Besonders wenn man Technik verkauft, trifft man auf superviele supercreepy Nerds, die plötzlich nicht mehr gehen wollen. Vielleicht sollte ich weniger Technik verkaufen.
Woran ich aber völlig verzweifle: Mir leuchtet die Logik hinter dem Satz: ‚Der richtige Partner kommt dann, wenn du aufhörst zu suchen.‘ einfach nicht ganz ein. Seit wann bekommen wir denn Dinge im Leben, wenn wir nicht danach suchen oder uns nicht darum bemühen? Warum erfordert denn alles im Leben großen Einsatz, aber wenn es um die Liebe geht, sollten wir uns besser zurückhalten? Kann mir das die junge Frau, die in einer zuckersüßen Beziehung steckt, bitte mal erklären? Oder mir sagen wie ich diese unterbewusste Suche abstelle? Danke.“
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