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Therapeut*innen stellen zuweil ja doch recht unangenehme Fragen. Das ist ihr Job und ich habe volles Verständnis dafür. Dieses nahm auch nicht ab, als mich meine Therapeutin diese Woche mit einer der für mich unangenehmsten Fragen überhaupt konfrontierte. Schlimmer ist es eigentlich nur, wenn man mich nach meinem Musikgeschmack fragt. Dabei antworte ich darauf nicht mal, dass ich eigentlich alles gern höre. Insofern müsste ich mir eigentlich gar keine Sorgen machen. Nun liegt es aber sicher weder in ihrem professionellen, noch persönlichen Interesse, zu wissen, dass ich auf Taylor Swift stehe, sodass sie mich stattdessen nach meinem Plan zur Integration sportlicher Aktivitäten in meinen Alltag fragte. Gut, sie formulierte es weniger gestelzt. Ich erklärte lang und breit, dass ich schon länger mit einem Spinningbike einer bekannten Marke liebäugle und mich lediglich die Suche nach dem perfekten Aufstellungsort von meinen sportlichen Ambitionen abhält. Sie unterbrach meine gedanklichen Umräumarbeiten mit einem schlichten Satz: „Wenn sie sich bewegen wollen, dann müssen sie einfach nur raus gehen.”

So wenig, die französische Bevölkerung, Marie Antoinettes Ratschlag, doch einfach mal Kuchen zu essen, folgen konnte, so wenig kann ich in diesem Punkt auf meine Therapeutin hören. Sorry. So funktioniere ich einfach nicht. Wieso? Ich versuche es mal zu erklären: ich habe eine gewisse Vorliebe für Gadgets. Und diese erstreckt sich auf alle Bereiche meines Lebens. Die vorhandenen Jogging- oder Wanderschuhe, wahlweise auch Inliner schnüren und los? Müsste ich gar nicht, denn ich habe eigentlich bereits ein kleines Fitnessstudio bei mir zuhause. Dies umfasst ein Trampolin, ein Springseil, diverse Hanteln, ein unfassbar umfassendes Set mit verschiedenen Bändern und Aufhängungen, mit denen man alle Körperregionen trainieren könnte. Die Betonung liegt hier auf dem Konjunktiv. Es ist noch nicht lange her, da habe ich mir diverse Muskelgruppen mittels Strom trainieren lassen. Im Liegen. Während ich Netflix geguckt hab. Es ist absurd.

 

„Zu meinem Sandwich-Maker hingegen pflege ich fast eine obsessive Beziehung. Ähnlich verhält es sich mit meinem Gesichtsreinigungs-Gadget.“

Obwohl auch die neue Küche nicht zu einer signifikanten Steigerung meiner Koch-Aktivitäten geführt hat, liebe ich all meine kleinen Helferlein, die ein trostloses Leben in diversen Schubladen pflegen. Für den Fall, dass ich mal in die Verlegenheit komme, Gemüse zu zerkleinern, tue ich das keinesfalls mit einem schnöden Messer, sondern mit meinem Nicer Dicer. Ich habe einen transportablen Smoothie-Maker. Die Gebrauchsweise des Korkenziehers, der irgendwie mit Druck arbeitet, konnte ich noch nicht vollends entschlüsseln. Beim Zucchini-Spaghetti-Hersteller, weiß ich hingegen wie er funktioniert, dennoch serviere ich auffällig selten Spaghetti aus Zucchini. Zu meinem Sandwich-Maker hingegen pflege ich fast eine obsessive Beziehung. Ähnlich verhält es sich mit meinem Gesichtsreinigungs-Gadget. Es arbeitet mit winzigen Vibrationen und mein Umfeld musste sich schon diverse Lobeshymnen darüber anhören. Sorry an dieser Stelle nochmal. Seit einigen Monaten dürfen sich meine Haare darüber freuen, nun endlich mit einem absolut überteuerten Stylingtool geföhnt und frisiert zu werden. Habe ich Komplimente von meinem Friseur erhalten, dass meine Haare so schön glänzen? Ja. Habe ich so sehr geschwärmt, dass sich meine Kollegin dieses Teil ebenfalls bestellt hat? Möglich.

Da es ja draußen nun etwas kälter ist, liebe ich es, mich in meine Heizdecke zu hüllen und mich am Plätzchen-Aroma des Duftdiffusors zu erfreuen. Es sind halt die kleinen Dinge. Letztens habe ich jedoch meine butter-zucker-zimtig olfaktorisch geschwängerte Wohnung verlassen, um meine Cousine in Hamburg zu besuchen. Wir saßen abends auf dem Sofa und verfolgten ihre Lieblingssoap. Während ich versuchte, den anspruchsvollen Dialogen und Handlungssträngen zu folgen, ballerte sie sich ein Gesichtsserum mit einem besonderen Tool in die Epidermis. Das ist eine ganz neue Technologie, schwärmte sie mit begeistertem Glanz in ihren Augen. Als ich den mannshohen Kühlschrank in ihrem Bad öffnete, um in den dort lagernden Beautyprodukten nach einer auf meine Haut abgestimmte Maske zu stöbern, wurde mir klar: Ich kann gar nicht anders, als mir das Spinning-Bike zu bestellen. Es liegt in meinen Genen. Und das müsste ja wohl auch meine Therapeutin verstehen.

Mehr von Luise gibt es bei Instagram @uhliese.

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