Mit sieben Jahren sagt man: Ist die Welt noch neu für dich und du schaust dir alles ganz genau an. Vielleicht ein passender Ausspruch zum diesjährigen Geburtstag, denn trotz der Zeit, die bereits seit dem 4. April 2013 vergangenen ist, ist in diesem Jahr alles wieder neu. Annabelle sagt noch immer, wo es in Leipzig schön ist und stellt immer wieder wunderbare Projekte, kreative Köpfe und schöne Orte vor – aber gerade sind mir diese Gedanken fremd. Ans Aufhören habe ich nie gedacht. Weder, weil das jemand von mir verlangte, weil es nicht genügend Zeit gab oder, weil mir die Motivation gefehlt hat. Aufgeben gehört nicht zu mir. Das ist gut so, denn ich mag Beständigkeit und Intensität. Vielmehr fühlte sich alles die letzten Monate luftig leicht und vergnüglich an, denn der Druck alles auf Annabelles Schultern zu legen, verschwand durch viele neue Schultern, die sich einreihten. So hüpften wir fröhlich zum siebenten Jahr. Sieben Jahre Annabelle sagt. Ich muss es immer wieder still für mich sagen. Ein Viertel meines Lebens steckt in diesem Online-Magazin, in diesem Namen, in dieser geschaffenen Person, die man mittlerweile in der Stadt kennt. Oder wie ein guter Freund sagte: „Wir sind noch immer im Game, Bitch!“.
In den letzten zwei Wochen stand die Tastatur ein wenig mehr als sonst still und auch der 4. April fühlt sich in diesem Jahr nicht nach einem wirklichen Jubiläum an. Die Stadt liegt trotz Frühlingswetter im Winterschlaf. Die Cafés und Restaurants sind nach wie vor geschlossen. Die kleinen Lädchen stecken all ihre Kraft in Online-Shops und mit mehreren Menschen außerhalb der eigenen Wohnung sollten wir derzeit auch nicht zusammenkommen. Bis zum 20. April, wenn nicht sogar noch länger, müssen wir ausharren. Was bleibt dann noch zu berichten, fragte ich mich? Die generelle Auftragslage liegt irgendwo bei Null und der Startschuss für einen Neubeginn bei Kann-ich-nicht-genau-sagen. Aber ich gewöhne mich daran. An Schlangen vor dem Supermarkt. An Video-Calls. An Jogging-Runden durch den Bärlauch-Wald. An meinen Lieblingspodcast, der nun täglich aufgenommen wird. An trotzdem fröhliche Begegnungen im Treppenhaus mit einer Treppenlänge Abstand. Sowieso an die Wortgruppe „mit Abstand“. An die ruhigen Straßen und ein ebenso ruhiges E-Mail Postfach. An die Wut in meinem Bauch, wenn ich sehe, dass sich andere einfach sorglos umarmen und die kürzeren Nächte, wenn ich viel zu spät einschlafe. Das reicht doch erstmal oder? Das sind alles nur kleine Momente, an die wir hoffentlich bald zurückdenken. Vielleicht aber begegnen uns in dieser Zeit auch neue Rituale, neue Denkmuster und neue Ideen, die wir liebgewinnen, weil wir sie beinah vergessen haben oder jetzt erst ausprobieren. Ich bin stark dafür, dass wir uns auch in diesen Tagen eine Chance geben und an das Gute glauben.
But… no party without a pizza!
Ob ich vorher schon mal darüber nachgedacht habe Pizzen auszufahren? Nicht, dass ich wüsste. Aber seit zwei Wochen gehört das zu unserer neuen Routine. Glaubst du nicht? Jeden Tag tausche ich von 17-21 Uhr den Schreibtisch gegen die Lieferbox und fahre quer durch Leipzig. Von Gohlis, nach Engelsdorf und wieder zurück nach Plagwitz. Zusammen mit drei oder vier anderen Fahrern. Denn, was machen ein Leipziger Fahrradmagazin, das keine Models zum Shooten treffen darf und eine Weinbar, die vorrübergehend schließen muss, wenn die gesamte Stadt im Zuge des Coronavirus runterfährt? Richtig, sie gründen gemeinsam einen Lieferservice, der die Leipziger und Leipzigerinnen über die dunklen Tage versorgt. Über Pizza, Wein und ein Magazin zum Lesen freut sich schließlich jeder – und wir freuen uns besonders über eine sinnvolle Aufgabe am Abend und ziemlich viele liebe Begegnungen an der Klingel. Doch das ist noch nicht alles. Annabelle schafft es jetzt auch direkt zu dir nach Hause, denn als kleine Überraschung gibt es nun anlässlich des 7. Geburtstages die „Pizza Annabelle“ mit Zucchini, karamellisiertem Porree, Sour Cream, Bauchspeck und Gouda. Wie das so ankommt? „Du bist ganz schön lecker, du krosses Teilchen“, schreibt Luise – auch wir im Team sind ziemlich begeistert. Genießen wir also alle ein Stück Pizza, halten die Nase in die Sonne, unterstützen uns gegenseitig, versuchen nicht zu verzweifeln und beweisen Mut für neue Ideen. Zwischen zwei Zuständen wachsen wir am besten.
[Fotos by Luise & Robert Strehler Fotografie.]
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