// Marla und wie sie die Welt sieht: Alles hygge oder was?
Neues Jahr bedeutet ja auch immer neue Anfänge und deswegen schreibe ich an dieser Stelle jetzt eine Kolumne. Ich habe lange überlegt, wie ich mich bei euch, meiner geschätzten Leserschaft, am besten vorstelle. Und dann kam mir die zündende Idee: Die Lebensphilosophie einer Person sagt viel darüber aus, wer diese Person ist. Nun bin ich eigentlich Team Anti-Lebensphilosophie. Mit einer Ausnahme: Hygge. Um diesen Lifestyle gibt es ja momentan einen Riesenwirbel, aber lasst mich euch sagen, ich habe schon Hygge gelebt, bevor es ein trendy Hashtag auf Instagram war.
Die Dänen machen es sich gerne hyggelig mit Kakao und Zimtschnecken auf ihrem stilvollen Sofa in ihren perfekt eingerichteten minimalistischen Wohnungen gemütlich und haben das genussvolle Einhöhlen mehr oder weniger erfunden. Mein Hygge-Lifestyle unterscheidet sich allerdings ein wenig von dem unserer skandinavischen Nachbarn, ist ja klar, in Leipzig ticken die Uhren nun einmal anders. Ein typischer hyggeliger Abend beginnt für mich damit, dass ich heimkomme und mich am besten noch im Türrahmen hektisch und mit unkontrollierten Bewegungen aus meiner kneifenden High-Waist-Jeans herausschäle, um in Leggins zu schlüpfen. Mein bis dato durch hohen Hosenbund eingekerkerter und malträtierter Bauch dankt es mir und mir entfährt ein Seufzer der Erleichterung. Merke: Einengende Klamotten sind nicht Hygge, ausgeleierte Lieblingsleggins dagegen sehr.
Danach lasse ich mich auf mein mit Katzenhaaren verziertes Sofa fallen und vergrabe mich unter einer wärmenden Schicht an Decken und Pullovern. Ich wohne in einer teilsanierten Altbauwohnung mit knapp vier Meter hohen Decken, weil man das eben so macht als angesagte Hypzigerin. Der Nachteil von teilsanierten Altbauwohnungen mit viel zu hohen Decken? Es ist schweinekalt im Winter, denn wer in Leipzig hat schon das Geld, eine so viel Quadrameter muckelig warm einzuheizen? Stattdessen also lieber Wolldecken, 2-3 Schichten warme Oberbekleidung und natürlich kuschlige Wollsocken. So weit, so hyggelig. Dann schnell nach dem Laptop greifen, ab zu Netflix und zum trillionsten Mal „Friends“ bingewatchen. Lange Zeit waren die „Gilmore Girls“ für mich der heilige Grals des Hygge-TVs, aber nach der versemmelten Fortsetzung im letzten Jahr brauche ich Abstand von Lorelei und Rory Gilmore. Sorry Girls! Andere auf Herz und Nieren getestete Hygge-TV-Serien sind „Community“, „Parcs and Recreation“ und „Frankie und Grace“.
Dazu mampfe ich keine Zimtschnecken, weil ich ehrlich gesagt nicht sonderlich auf Zimtschnecken stehe. Dafür stehe ich um so mehr auf Dr. Oetker Spinat Pizza mit extra Mozzarella. Mein Lebensmotto lautet nicht ohne Grund „Wer braucht schon Liebe, wenn es geschmolzenen Käse gibt?“. Idealerweise endet der Abend damit, dass ich mich mit einer Wärmflasche früh ins Bett verziehe und die Instagram-Accounts semi-prominenter Angehöriger des britischen Landadels durchscrolle, sowie kurz darüber nachdenke, wie anders mein Leben verlaufen wäre, wenn Prinz Harry sich mit mir verlobt hätte statt mit Meghan Merkle. Fazit: Pizza, Netflix und das glamouröse Leben anderer aus der Ferne zu stalken, mehr Achtsamkeit brauche ich nicht in meinem Leben. Ich denke, in diesem Sinne habe ich mich ausreichend vorgestellt und hoffe, dass wir gute Freunde werden!
Photos by Josh Wilburne & Mint Owl on Unsplash.
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Natalie ist seit 9 Jahren Wahlleipzigerin, Co-Gründerin der Leipziger Code Girls und Autorin des Buches „We Love Code“. Sie hört gerne aber nicht ausschlißelich traurige Powerballaden, liebt geschmolzenen Käse zu jeder Tag- und Nachtzeit und wünscht sich, dass jemand endlich die ultimative laufmaschenfreie Strumpfhose erfindet. SAY HI TO KOLUMNISTIN MARLA!
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