Gar nicht so leicht in diesem Jahr mit dem Festivalsommer. Denken wir an die letzten Jahre zurück, dann wissen wir, dass von Regen, Blitzeis, Hitze und Tornados wirklich alles auf uns zu kommen kann. Wobei alles bei einer Grundtemperatur von 27°C sehr gut auszuhalten war. Schauen wir Richtung Hurricane und Soutside – wissen wir auch, was uns erwarten könnte. Ferropolis, wir drücken die Daumen. In diesem Jahr lassen wir die Bikinis gleich Zuhause und packen stattdessen Gummistiefel und Regencapes ein. Das Auto ist vollgepackt mit Schlafsäcken, Grillgut, Sektflaschen („Reichen zwei Kisten?“), Girlanden, einer BRAVO zur Unterhaltung, vorgekochten Nudeln und Campingstühlen. Irgendwas fehlt aber immer. Diesmal eindeutig die warmen Pullover. Wer donnerstags anreist, kann sich auf jeden Fall einen guten Platz auf der Wiese sichern, ohne, dass er am Ende weit Laufen muss. Aber nur zum Shuttle natürlich. „Deswegen mag ich das Campen mit euch jetzt schon. Das ist absolut deluxe“. Sobald der ganze Hausrat für die nächsten drei Tage auf der Wiese im Kreis steht und das Zelt auch aufgebaut ist („Kann mir mal jemand mit den Stangen helfen?“), wird es Zeit, um langsam anzukommen. Ein Hoch auf Zeltnachbarn mit gutem Musikgeschmack. Während die ersten Festivalfreunde zur Pre-Party tanzen, arbeiten wir noch an den Pavillonfeinheiten. Lichterkette. Herzchen. Justin Bieber Poster und Kerzen. Erst, wenn das Setting stimmt, können wir uns auch um das Freiluftabendbrot kümmern. Schwarzes Toast vom Grill mit Ketchup – Scherz. Vom Zelt nebenan wird Salat gereicht, dazu der Becher mit Sekt gefüllt und frisch gegrillte Würstchen aufgelegt. „Du kriegst 50 Euro, wenn du in der Haribo-Box noch eine Gummi-Cola findest“. „Die hier?“ „MIST!“ – aber gut, ein Crêpe als Wettgewinn ist auch in Ordnung. Irgendwann fallen uns die Augen auf den Campingstühlen zu und wir freuen uns tatsächlich auf unser Bett oder besser gesagt auf unsere Luftmatratze. Ohne 30°C am Morgen schläft man sogar direkt bis 8.00 Uhr durch bis das Party-Zelt wieder den morgendlichen Techno spielt. Dinge, die auf einem Festival ganz schön nerven können: Gemeinschaftsduschen (aber hey, ohne Kontaktlinsen ist alles cool), kalte Nächte, Zähne putzen mit kaltem Wasser, fünfmal aufstehen bis man wirklich alles zum Frühstück zusammen hat, Mückenstiche, Blasen an den Füßen, riesige Power-Zelte, die bis morgens Techno spielen, schlechtes Wetter, der Fakt, dass man einfach nie allein ist, Ameisen im Zelt und Übelkeit beim Aufwachen. Hui! Dinge, die dafür aber immer sehr schön auf einem Festival sind: Überall Musik, liebe Menschen, nachts noch Waffeln naschen, so lang tanzen bis man nicht mehr kann, Blumenkränze im Haar, Glitzer im Gesicht, den ganzen Tag draußen sein, der Fakt, dass man einfach nie allein ist, zusammen kochen und abwaschen macht Spaß, freie Zeit mit Lovestory lesen verbringen, mummeln, Geländeerkundungen, neue Getränke ausprobieren (Iced Mate – eiskalt gar nicht mal so schlecht), neue Trends beobachten (eindeutig Neonfarbe, 90er Looks und Braids) und Zeit für Gängaction. Festivalzeit ist immer unbeschwert. Raus aus dem Alltag!
Musikalische Highlights für uns: Graham Candy, Roosevelt, Mura Masa, Tame Impala, Skepta, Drangsal, Two Door Cinema Club, Peaches, Jamie xx, Chvrches & Disclosure. Leider nicht gesehen: Isolation Berlin, Gold Panda, Kytes & Lady Leshurr. Womit ich anscheinend alleine da stehe: Deichkind ist irgendwie nicht mehr so cool. Vermisst: Einen Headliner und die guten alten deutschen Indie-Bands (oder sind die mittlerweile zu alt?).
Kulinarische Highlights: Waffeln mit Nutella, Pancakes am Morgen, Eiskaffee vom Kaffeestand, Maultaschen mit Zwiebeln (oder Erdbeeren, say what?), Burritos mit Sojaschnetzel, Nudeln mit selbstgemachter Bolognese, Käsespätzle und Handbrot (geht schließlich immer). Von wegen man kann auf Festivals nur ungesunde und schnöde aufgewärmte Sachen essen. Das Melt!Festival, Splash und Kosmonaut Festival legen kulinarisch richtig vor! Da muss niemand mit leerem Bauch zurück ins Zelt.
Ganz neu in diesem Jahr: Das Festivalgelände hat sich verändert. Wir haben uns zum Sonntag, als endlich die Sonne wieder raus kam, genügend Zeit genommen, um uns die alten Tagebau-Bagger von allen Seiten anzusehen und die Halbinsel am Gremminer See zu entdecken. Wir finden versteckte Hängematten, kleine Häuschen im Sand, ein Open Air Kino, Kunst, die im Wasser schwimmt, Eistee-Stände, viele Musik-Areas (ganz schön verwirrend, wenn man sich da „am kleinen Haus“ treffen will), ein altes Auto, das abgestellt wurde (vielleicht kein schlechter Ort zum Knutschen) und ganz viel Platz und freie grüne Fläche. Überhaupt wirkt das MELT! Festival in diesem Jahr ziemlich entspannt und fast schon ruhig. Wir haben nachgefragt: 20.000 Menschen – ganze 15.000 weniger als zum Splash!. Nachts hat sich der Spaziergang zwischen beleuchteten Bäumen und Strand auf jeden Fall gelohnt. „Das fühlt sich an als wäre man gerade auf der Suche nach einem geheimen Open Air und nicht auf einem Festival“. Mein Lieblingsspot in diesem Jahr: Das neue INTRO-Zelt (Block Party) mit ganz vielen Girlanden.
Wir haben es getestet: Die Alternative zum Campen: MY MOLO. Denn jedes Jahr denken wir uns eigentlich alle „Ich bin zu alt fürs Zelt“. Uns haben die in Holzoptik gestalteten Lodges richtig neugierig gemacht. Mit der ganzen MELT!-Gäng durften wir mal hinter die Türen schauen. Komfortabel auf jeden Fall. Richtiges Bett, Ventilator, Kühlschrank für kühles Bier, Öko-Toiletten, Spiegel, Fenster, Strom und dazu noch Schall- und Wärmegedemmt. Für die Jungs vom StartUp MY MOLO ist es ziemlich easy ihre Häuschen zu transportieren und auf allen Festival aufzustellen. Wie man auf solche Ideen kommt? Indem man einfach jahrelang selbst alle Festivals getestet hat. Wir sagen: Wer Kohle hat und sich den puren Luxus zu zweit leisten – dafür aber dennoch nicht ab vom Schuss sein will und ein bisschen Campingromantik gut findet – sollte auf frieren, schwitzen und schlecht schlafen verzichten und stattdessen sich ein MOLO buchen. Gemütlich auf jeden Fall!
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