Header_annabelle sagt
das leipziger lifestyle magazin. ein hoch auf die kreativen dieser stadt!

doch nun ist es endlich mal zeit für das original.

Rückblick #50.

Scanned Documents

1. Die Woche beginnt ruhig und entspannt in der Leipziger Südvorstadt. Wohnungsbesichtigung auf der schönsten Straße der Stadt. Den Blick über die Dächer gerichtet, Kirchturmspitzen ragen steil nach oben und die Sonne verschwindet zwischen den schönen Altbauwohnungen. Hier hat jeder seinen eigenen Balkon am Zimmer. Sehr praktisch. Da können wir nämlich zum Kaffeetrinken auf den Sonnenbalkon an der Küche umziehen. Wirklich schön hast du es hier.
2. Sonnig bleibt es auch am Dienstag. Wir genießen die Ferien auf einem kleinen Holzsteg am Elster-Kanal, lesen Bücher, hören Musik, wippen mit dem Fuß zu „Talk Dirty“ und nutzen die letzten Sonnenstrahlen dann noch auf der Sachsenbrücke. Wenn man Glück hat, bekommt man zur Feierabendzeit noch ein Plätzchen auf dem Bordstein. Dazu einen Power Chai vom mobilen Kaffeestand. Dafür standen wir zwar eine halbe Stunde an, aber das hat sich gelohnt. „Das war bisher der beste Chai, oder?“.
3. Ich kann es immer noch nicht glauben. „Es ist Anfang März und wir sitzen auf der Karli und trinken Kirschbier und Radler vorm Pub“. Da gibt es viel zu erzählen von den letzten Wochen. Wir tauschen Ideen aus, beobachten die Leute, die vorbeilaufen, bestellen noch ein zweites Bier bis irgendwann jeder seinen eigenen Gedanken nachhängt. „Wem geht es denn eigentlich noch richtig gut? „Ich kenn niemanden…“ Hach. Gut, dass wir aus unseren Gedanken von der Bank gegenüber gerissen werden. „Eh! Eh! Hallo! Wir bleiben mal hier drüben mit unserem Bier“. „Setzt euch doch mit zu uns. Kommt mal rüber“. „Neee, wir haben doch kein Glas für das Bier“. So winken wir uns dann und rufen quer über den Fußweg bis sich die Beiden dann doch zu uns setzen. Übrigens. Eine sehr lustige Idee: Viermal an einem Fester vorbeizulaufen, während drinnen Leute am Tisch sitzen. Die Gesichter: Unbezahlbar. „Oar, lass lieber schnell abhauen. Die kommen sonst noch raus“.
4. Die Messewoche beginnt und ab jetzt gibt es bei uns nur noch Gerichte aus der Schweizer Küche. Warum? Na, weil die Schweiz dieses Jahr auf der Buchmesse als Gastland vorgestellt wurde. Wir beginnen mit einem Schweizer Briegel von LUKAS. Martin Magnet sollte man sich als Sandwich-Artist mal nach Hause einladen. Der kann das ziemlich gut. „Remoulade oder Frischkäse?“ „Frische Tomaten oder getrocknete?“.
5. Top gekleidet auf der Langen Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei. „Ich hab mich heute extra mal schick angezogen und mein Hipster-Outfit für dich an“. Das passt natürlich sehr gut zu unserem belesenen Auftreten. Streifen gehen aktuell ja immer. Warum Mädchen immer zu zweit auf Toilette gehen? Na dafür.
6. Immer wieder ein Termin im Kalender zur Messewoche. Die Lange Leipziger Lesenacht. Zur gleichen Zeit spielten Disclosure im Werk2. „Im Ernst? Du gehst nicht zum Konzert?“ Irgendwie gewinnt da das Buch dann doch. „Sehr brav. Ich erzähl dir dann wie es war“. Geht ihr mal raven, ich hör mir Lesungen an. Da muss man erstmal wieder reinkommen. Es ist überall relativ dunkel, man steht meistens in der letzten Reihe, stört alle anderen, die zuhören wollen und, wenn es noch schlechter läuft, liest jemand die Textstellen monoton und einschläfernd vor. „Es gibt nichts Schlimmeres als einen Autoren, der sein eigenes Buch kaputtliest“. Wir freuen uns sehr über Jochen Schmidt („Schneckenmühle“) und Dorian Steinhoff („Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern“). In den Pausen sitzen wir an der Bar, trinken Cocktails und Bier oder probieren mal den Kräuterkäse vom Grillstand. Das Highlight des Abends erfolgt zu später Stunde. Clemes Meyer, sichtlich erfreut und betrunken, liest Wolfgang Hilbig im schönsten Sächsisch vor. Die Lesenacht macht ihrem Namen auch wirklich alle Ehre. Erst gegen 2 Uhr nachts verlassen wir die Moritzbastei und sind froh, dass wir jetzt endlich ohne schlechtes Gewissen die Augen schließen dürfen.
7. Genauso lustig ging es einen Abend vorher auch schon zu. Wir wurden zur „Inoffiziellen Eröffnung der Leipziger Buchmesse“ im plan b begrüßt. Die Offizielle, die parallel im Gewandhaus stattfand, wollte ja auch keiner sehen. Tsss. Wir hatten immerhin Julius Fischer mit Gitarre, André Herrmann und die Lesebühnen Schkeuditzer Kreuz und Stubenreim im Crossover. Mit „literarischer Pyrotechnik vom Feinsten“ wurde uns nicht zu viel versprochen. Noch auf dem Heimweg singen wir Julius Fischers, innerhalb weniger Minuten, selbstausgedachte Melodie plus Text nach. In das Gästebuch haben wir uns auch eingetragen. Fleima schön reingemalt. Wir drücken die Daumen, dass die Wanderwege der Wanderhure als Titel bestehen bleiben. Aber wir würden auch „Den Mörser der Wanderapothekerin“ lesen.
8. Donnerstag. Erster richtiger Messetag. Den lassen wir ganz langsam angehen. Fahrt ihr doch schon mal zur Messe raus, wir frühstücken noch auf Balkonien. Wunderschön in der Sonne und mit Blick auf die, nicht ganz so glücklich, überwinterten Pflanzen. „Das ist wahrscheinlich eines von den wenigen Malen, dass wir draußen frühstücken können. Ohne, dass es regnet, zu heiß ist oder zu viele Wespen fliegen“.
9. Ein weiterer fester Bestandteil im Messekalender. Die „Party der jungen, unabhängigen Verlage“. „Die fand diesmal im Schauspiel Leipzig statt. Nicht im Alten Landratsamt. Das muss einfach gut werden“. Die Schlange davor verriet uns immerhin schon, dass es extrem schwer werden würde noch reinzukommen. Aber Dreistigkeit sei Dank, ist das alles kein Problem. Wir sind drin. Geben die Jacken ab, holen uns einen Gin Tonic und schütteln mit dem Kopf. Irgendwie war das alles nicht so, wie wir uns das gedacht haben. „Man, Anne. Wieso tanzt du denn nicht?“ „Naja, Depeche Mode ist jetzt nicht so meins…“ Aber PRELLER weiß, was die Buchbranche Ü40 hören will. Zu „Happy“ fallen dann alle Beklemmungen und langen Stunden auf der Messe ab. Richtig gut. „Ok, ich muss in fünf Stunden wieder auf der Messe sein. Ich schau nochmal bei Hoffmann & Campe vorbei“. Gin all night long umsonst. Fabian Hischmann tanzt auch in der Menge mit. Na dann. Auf einen oder zwei Drinks kann man ja noch bleiben… oder so ähnlich.
10. Seit einem ganzen Jahr auf diesen Abend gefreut. Die Karte lag seit Juli 2013 auf dem Schreibtisch. CASPER im Haus Auensee. So richtig 2 1/2 Stunden lang. In der ersten Reihe stehen war dann doch etwas schwierig. Die Vorband haben wir dann auch verpasst. „Naja, die will ja eh immer keiner sehen“. DOCH! Portugal.The Man! Die will man unbedingt sehen! Shitty. Aber auf der Tribüne hatte man dann einen wunderbaren Blick direkt in die Menge. „Entschuldigung. Passen Sie bitte mal auf meine Tochter auf?“ Hui. Väter in Rage. Das Alter des Publikums lag gefühlt bei 15 Jahren. Aber das ist mir egal. Ich kann genauso laut kreischen und genauso viele Fotos machen. Gut, dass das keiner gesehen hat. Es war absolut großartig und es wurden alle Lieder gespielt, die man hören wollte. Sogar der Duettpartner Felix war bei „Ganz schön oaky“ mit an Bord. Da zahlt sich die Nähe zur Heimat eben aus. Wir sind gesprungen, haben mitgesungen, den Mittelfinger hochgehalten und geseufzt. Das war richtig gut. Und wie das so ist bei Konzerten, trifft man immer jemanden, den man kennt. Auf dem Weg zurück bleibt dann viel Zeit, um sich zu unterhalten und aufgeregt zu schnattern. „Und dann fing der an zu rappen… richtig gut… Hast du schon Karten fürs Kosmonaut Festival?“.
11. Schon eine Stunde später stehen wir wieder zusammen vor dem Neuen Rathaus. Komplett im Ausgeh-Outfit. Die Lesungen sind vorbei und somit reicht uns die Sputnik LitPop After-Show-Party. In der oberen Etage legt Markus Kavka auf. „Eh, den könnte man auch Markus Schranz nennen, so wie er auflegt. Das ist furchtbare Elektro-Bumms-Musik“. Und unten spielen noch Alligatoah. „Die Band unten klingt wie Unheilig“. Das lag bestimmt nur an der schlechten Akustik. Wir treffen uns in der Mitte und bleiben auf der Treppe stehen. Die ersten verabschieden sich. Aber es wird immer besser. Irgendwann tanzen alle im Kreis, singen laut „Because we are your friends. You’ll never be alone again“. Und übertönen damit sogar Markus Kavka. Der gibt nach und spielt dann auch Justice. Wir trinken Wodka aus Bechern, tanzen ausgelassen von 80ern, Beyoncé bis zu Hip Hop – einfach zu allem, was läuft. Super lustig. Während man dann auf sein Getränk an der Bar wartet, kann man auch schnell mal noch ein Selfie schießen. „Los, gib dein Handy her.“ „Aber mit Duckface.“ „Na, klar. Wie denn sonst?“ Faust drauf. Sehr gut. (Heimlich dann erstmal nachsehen, ob das Foto überhaupt geworden ist.) Love it! Hach. Und schon ist die Zeit wieder so schnell vergangen. Die Litpop kann ich nur empfehlen. Man weiß nie, wer da auftaucht und mit wem man am Ende dann tanzt.
12. Den vergangenen Abend musikalisch zu toppen wird echt „’ne heikle Kiste“. Team Bonobo trifft sich zum Sonntagabend bei Alfredo am großen Tisch. Einmal Nudeln für alle, bitte. Das Warten hat sich gelohnt. „Ist dir auch so heiß? Es ist so heiß“. „Ich fühl mich wie betrunken. Satt, warm, müde.“ „Na, nur, weil du wieder mit dem Kellner flirtest“. „Siehste. Du wirst schon rot“. Die kühle Luft hilft dann erstmal. Wir freuen uns auf Bonobo im Täubchenthal. Sind wir zu früh? Aber innerhalb kürzester Zeit füllt sich die Halle und schon bald fällt der Blick zur Bühne schwer. Gut, dass unsere riesigen Jungs hinter uns stehen. „Ich fühl mich, als hätte ich meine 2 Meter Bodyguards mit“. Bonobo kannte ich bisher nur vom Hören bei Autofahrten, aber das war ein sehr tolles Konzert. Perfekt zum Sonntag. Danke fürs Mitnehmen. Das war ein schöner Abend!

abgelegt unter konzerte leipzig literatur